ein ganzes halbes Jahr
Innerhalb von wenigen Jahren bin ich zu einem Lesemuffel mutiert und ein bekennender Cineast (damit das Filme schaun wenigstens von der Bezeichnung her intellektuell aufgewertet wird;))
Im Jahr werden im Schnitt nur noch vier bis acht Bücher verarbeitet, in meinem Kopf, der vor lauter anderen Nebensächlichkeiten schon genug beansprucht wird.
Dieses Jahr ist mit "Schiffbruch mit Tiger" gestartet, mein absolutes Lieblingsbuch, weil ich kein genialeres Ende kenne, danach kam "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran", was ich super fand, weil es kein Roman, sondern nur eine Erzählung war, schnell gelesen und trotzdem ganz gut.
Daraufhin "Traumsammler", was ich aber nur im Überfliegen gelesen habe, für mich eine kleine Enttäuschung, weil mich die zwei vorigen Bücher wirklich bewegt und gefesselt haben und Traumsammler das eben nicht geschafft hat.
Zwischendurch habe ich mich an "Frühstück bei Tiffany" versucht, aber bin nach den ersten zehn Seiten eingedöst (=gescheitert), also werd ich dem Film mal einen Versuch geben.Und dann hat mir Lr. "ein ganzes halbes jahr" geschenkt und mal abgesehen von den Mohnblumen auf dem Cover** war das Buch so gut, dass ich es mal allen hier weiterempfehl!
Es geht ganz einfach um Liebe, ein komplizierte, zufällige, und am Anfang vlt nicht einmal gewollte Liebe.
Dabei sitzt er im Rollstuhl ist beinahe vollständig gelähmt und entscheidet sein leben eigenständig zu beenden, indem er sich an die sogenannte Organisation "Dignitas" in der Schweiz wendet und sie versucht dagegen alles zu tun und in ihm wieder einen neuen Lebensmut zu wecken.
Es ist wunderschön geschrieben, kein hochgestochenes Blabla, sondern Dialoge, die aus dem alltäglichen Leben stammen könnten und kein Übermaß an Kitsch.
Wenn ich 520 Seiten lang von einem Buch total eingenommen bin, will das schon was heißen...!;)
Achja, das einzige, was mich vlt kurzzeitig befremdet hat, war das Theater der ganzen Personen um diese Art Sterbehilfe...ich bin dafür, dass eine erwachsene Person, ab einen bestimmten Grad an Krankheit, entscheiden darf, ob sie sterben möchte oder nicht.
Nicht weil sie weniger Recht auf ein Leben hat, sondern weil kein anderer Mensch das Recht auf ein Leben hat, das er mehr liebt, als derjenige, dessen Leben das tatsächlich ist.