Freitag, 26. Juli 2013
ich in alt
ich in sechzig jahren:

Der optimist in mir:
Ich werde auf ein glückliches Leben zurücksehen, wohl wissend, dass es gesundheitlich so gut um mich bestellt ist, dass ich ruhig noch mindestens ein Jahrzehnt erwarten darf.
Ich habe einen gutverdienenden Ehemann, der es mit Treue und Liebe ernst nimmt, zwei wunderbare Kinder und womöglich auch noch paar Enkelkinder.
Mein Leben war von Erfolg gekenntzeichnet; ja, natürlich hart erarbeitet, aber konstant und immer noch während.
Ich habe einen Großteil meines Lebens am Meer verbracht, ein erfüllter Traum, denn ich liebe den unerreichbaren Horizont, die Mondgasse, deren Glitzern auf den Wellen einen immer weiter nach draußen zieht. Es gab Verluste, aber es verlief gut und dementsprechend fühle ich mich.

der Pessimist in mir:
Ich habe gar nichts mehr zu sagen; ich bin tot.

der Realist in mir:
Ich weiß nicht viel über mich; ich sehe nur einen alten gebeugten Körper vor mir im Spiegel, dessen Augen mit einem leeren Blick erforschen wollen, wer ich einmal gewesen bin.
Meinen Namen lese ich auf Formularen, dessen Klang und Bedeutung kann ich nicht übertragen auf angebliche Familie und Freunde.
Stimmen sind mir fremd geworden, es ist ein Gesäusel, das über die Gänge weht und es ist nicht zuzuordnen.
Geist und Körper haben sich längst schon getrennt und ich kann nur erahnen, wer ich einmal gewesen bin, wenn eine Person auf mich zutritt und meinen Namen sagt und ich nichts anderes vor mir sehe, als einen Menschen, und nicht die Erinnerungen, die ich an ihn hatte.

eure Stells☆